Schnupperkurs
Auf Anfrage bieten wir Ihnen einen eintägigen Schnupperkurs "Holzrücken für Anfänger" an, der einen ersten Eindruck der Arbeit mit dem Pferd im Wald vermitteln soll.
Die hohe Kunst des Holzrückens (Feedback der Teilnehmer) „Nein, es ist keine Kunst – es ist ganz einfach. Schau, ganz leicht die Leine links angenommen, und schon wendet sich Votan nach links“. Ja, bei Jürgen Duddek und seinem Luxemburger Ardenner Votan sieht es aus, als ob die Gedanken das Pferd leiten würden. Ruhig, mit klaren Ansagen steuert Jürgen seinen Wallach durch den Baumbestand. Fasziniert von der Waldarbeit mit dem Pferd beschlossen Wolf und ich, bei Jürgen einen „Schnupperkurs“ zu besuchen. In der Kleingruppe mit zwei bis vier Teilnehmern vermittelt dieser eintägige Kurs einen intensiven Einblick in die Komplexität und die Herausforderungen des Holzrückens. In aller Kürze könnte man diese vielleicht folgendermaßen beschreiben: korrekte Leinenführung und vorausschauendes Arbeiten zur Sicherheit von Mensch, Tier und Bestand. Nach dem wir Votan geputzt haben, dem einzigen, wie Jürgen schmunzelnd betont, das beim Holzrücken, Reiten und Fahren gleich ist, erklärt uns Jürgen den Aufbau seines Rückegeschirrs. Wir lernen, dass er, um die Arbeit für Votan pferdegerecht zu gestalten mit einem Kummet und nicht mit einem Brustblatt arbeitet und, um Votans Fell und Haut vor Abrieb zu schützen, viele Teile des Geschirrs aus Leinen und nicht aus Ketten gefertigt sind. Letzteres dient auch der Arbeitssicherheit: Sollte Votan doch einmal feststecken, kann das Seil durchtrennt und so Mensch und Pferd schnell aus der Gefahrensituation herausgebracht werden. Im Anschluss an die kurze theoretische Einführung, dürfen wir Votan unter Jürgens fachkundiger Anleitung das Rückegeschirr anlegen, ihn aufzäumen und mit den ersten Trockenübungen beginnen. Zum Erlernen der korrekten Leinenführung führen wir Votan auf breiten Waldwegen, noch ohne Stamm und Ortscheit (dem Metallbalken, an dem die Zugseile und die Kette zum Anhängen des Baumstammes befestigt werden). Bei Jürgen sieht dies ganz leicht aus: Klare Ansagen, vermittelt über ein Annehmen und Nachgeben der Leine zeigen Votan was zu tun ist. Die fünf Wörter „Hot“ (rechts), „Wiescht“ (links), „Hüh“ (los/weiter), „Brr“ und „Steh“ unterstützen die Leinenkommandos. Beachtet werden müssen zudem die richtige Haltung der Leine sowie die Position zum Pferd. Korrekt ausgeführt ermöglichen es diese dem Holzrücker, sowohl den Weg vor sich und dem Pferd zu sehen, als auch weit genug vom – noch nur gedachten – Stamm weg zu bleiben sowie genügend Spielraum für das Annehmen und Nachgeben der Leine zu besitzen. Als uns dies auf dem Waldweg schon ganz gut gelingt, schickt uns Jürgen quer durch den Wald, um uns langsam an die Realität – Bodenunebenheiten, Hindernisse aus Wurzeln und Geäst, unter Laub versteckte Löcher – heranzuführen. Jeder der einmal über Stock und Stein gelaufen ist, weiß wie sehr man sich in unwegsamem Gelände auf seine Schritte konzentrieren muss. Beim Holzrücken kommen jedoch noch die Schritte des Pferdes sowie das Schleifen des Ortscheits und des Stammes hinzu. Es gilt nicht nur zu schauen, wo man selbst hintritt und welchem Ast man ausweichen muss, sondern auch, den Weg des Pferdes vorausschauend zu betrachten, um zu Vermeiden, dass sich das Pferd verletzt oder mit seinem Körper, dem Ortscheit oder dem Stamm Schäden im Bestand verursacht. Fasziniert von der Feinheit des 760kg schweren Ardenners, der sich ohne Anstalten, mit völliger Ruhe zentimetergenau zwischen Bäumen, tiefhängenden Zweigen über Äste, Gestrüpp und kleine Bäche hinweg manövrieren lässt, lenkten wir Votan durch den Bestand. Kaum haben wir auch hier ein bisschen Übung, lässt uns Jürgen das Ortscheit anhängen. Nun müssen wir also auch noch aufpassen, dass sich dieses nicht an einem Stumpf oder Stein verhakt und wir nicht auf die Kette, die daran befestigt ist und an die später der Stamm angehängt wird, treten. Gar nicht so einfach. Trotz höchster Konzentration und gezielter Anleitung muss uns Jürgen nicht nur einmal helfen Votan wieder auf den richtigen Weg zu leiten, damit wir keine Schäden im Bestand verursachen oder uns und das Pferd in Gefahr bringen. Inzwischen fordern die ständige Konzentration und das Laufen durch den Wald von uns ihren Tribut, so dass wir die Mittagspause und die angebotene warme Mahlzeit gerne annehmen – wohl wissend, dass uns die eigentliche Herausforderung noch bevorsteht. Nach dem Essen holen wir mit Votan den ersten – zu unserer Erleichterung ziemlich kurzen – Stamm vom Lagerplatz. Nun gilt es also auf die Leinenführung, die Kommandos, den eigenen Weg, Votans Weg, das Ortscheit und den Stamm zu achten. Was bei Jürgen so leicht und harmonisch aussieht, bringt uns schnell ins Schwitzen. Entweder halten wir die Leine nicht richtig, geben die Kommandos nicht eindeutig oder stehen falsch, so dass uns der Stamm verletzten könnte, haben den Weg nicht richtig im Blick oder reagieren einfach zu langsam. Ähnlich wie bei unseren ersten Fahrstunden für den Führerschein müssen wir lernen, auf Vieles gleichzeitig zu achten und im Voraus zu planen. Erneut ziehen wir innerlich den Hut vor Jürgen, bei dem das Rücken so aussieht, als ob Votan von ganz alleine den richtigen Weg durch den Bestand findet. Am Ende sind wir zwar total erschöpft, hatten aber jede Menge Spaß und haben einen guten Einblick bekommen, was es heißt, mit einem Pferd im Wald zu arbeiten. Auch sind wir uns sicher, dass dies nicht unser letzter Kurs bei Jürgen war und ich (Claudia) irgendwann auch ein Pferd möchte, mit dem ich diese faszinierende und umweltschonende Arbeit verrichten kann. |